Bei der Bekleidung sind (noch) zwei Elemente wichtig: Reinlichkeit und Ästhetik

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In den ersten Tagen der Mission des Propheten forderte Gott von ihm und allen seinen Anhängern, ihre Kleidung zu reinigen: „und deine Gewänder, die reinige“ (74:4). Die zweite Sache, die Gott in Bezug auf die Kleidung verlangte, war Ästhetik – der Schmuck, das Accessoire. Die Ästhetik ist Gottes Gebot: „O Kinder Ādams, legt euren Schmuck bei jeder Moschee an“ (7:31). Damit will Gott sagen, die Gläubigen sollen sich schön kleiden und schmücken, wenn sie die Moschee besuchen und somit sich in der Öffentlichkeit zeigen. Die Moschee ist synonym für die Öffentlichkeit. So spiegelt sich auch die Schönheit Gottes in Seinen Geschöpfen. Der Prophet sagte: „Gott ist schön und Er liebt das Schöne“. Ästhetik und Reinlichkeit sind daher Verpflichtungen, die jeder Muslim und jede Muslimin praktizieren sollen.

Eine Frau, die sich für den „hidschab“ entscheidet, muss sich dabei bewusst sein, dass sie nicht nur ein Kopftuch trägt, sondern auch eine Botschaft nach außen sendet. Sie kann durch ihr Kopftuch Sympathie aber auch Ablehnung wecken. Dabei spielt die Art und Weise der Bekleidung eine wesentliche Rolle. Eine in harmonierenden und passenden Farben und Formen gekleidete Frau kann durchaus Vorurteile, die auf europäischen Straßen vorherrschen, abbauen helfen. Letzten Endes ist aber nicht ausschlaggebend, was eine Frau auf dem Kopf hat, sondern was sie im Kopf hat: „Mehr Kopf, als Tuch“, wie es Amina Abuzehra im Titel ihres Buches treffend auf den Punkt bringt. Darin stellt sie kopftuchtragende Musliminnen vor und lässt sie von ihrem Leben und ihrer Entscheidung für das Kopftuch erzählen. Ihrem Buch hat sie ein Zitat von Jean-Paul Sartre als wichtige Botschaft an muslimische Frauen vorangestellt: „Es kommt nicht darauf an, was man aus uns gemacht hat, sondern darauf, was wir aus dem machen, was man aus uns gemacht hat.“

Es gilt natürlich für Männer nicht weniger, dass sie mit ihrem äußeren Auftreten zugleich eine Botschaft vermitteln. Und diese Botschaft ist nur dann islamisch richtig, wenn sie das gleichberechtigte Auftreten von Mann und Frau vermittelt. In den Golfstaaten kann man sehen, wie eine Frau in einem langen, schwarzen Kleid und mit dem Kopftuch in Begleitung von einem Mann, der ebenfalls ein langes weisses Kleid und eine Kopfbedeckung trägt, läuft. Ein gleichberechtigtes Bild. Dennoch verschwindet dieser Eindruck von Gleichberechtigung, wenn dieses Paar zum Beispiel nach Paris, London, München, Istanbul oder Sarajevo kommt. Während sich die Frau auch hier wie in ihrem Heimatland bekleidet, sehen wir den Mann in kurzen Hosen und T-Shirt. Dieses Bild der Ungleichheit zeigt deutlich, wie im Islam die Pflicht der Körperbedeckung und Ästhetik von seinem Ursprung weit entfernt ist.

Der Grund dafür ist die Ansicht der klassischen islamischen Theologie, die als „aura/avret“ eines Mannes d.h. die Körperteile, die nicht gesehen werden dürfen, den Bereich vom Nabel bis zu den Knien sieht. Das würde bedeuten, dass ein Mann in der Öffentlichkeit zwei Drittel seines Körpers zeigen dürfte: den Kopf, die Schultern, den Bauch und die Unterschenkel. Stellen sie sich einen Mann am Strand vor, solche Bekleidung hält er für (religiös) legitim sowohl beim Gebet als auch für die Öffentlichkeit. Stellen sie sich einen gut gebauten, schönen Mann vor, der so gekleidet in der Öffenlichkeit herumläuft. Würde er die Aufmerksamkeit der Frauen nicht erregen? Aber die klassische islamische Theologie ist der Ansicht, dass das korrekt und solche Entkleidung angeblich keine „Sünde“ sei. Das widerspricht dem, was der Koran bei Männer und Frauen erreichen wollte: Gleichberechtigung, Anständigkeit und Ästhetik!

Autor:
Dr. Hafiz Benjamin Idriz
Quelle: 
FB